Aufgrund der jüngeren Ergebnisse der
Begabungsforschung weiß man, dass die intellektuelle Entwicklung nicht ausschließlich
milieubedingt ist, sondern dass sie auf genetischen Anlagevoraussetzungen beruht. Es gibt
so unter den Schülern eine Streubreite hinsichtlich Begabung, individueller
Lerngeschichte, eine unterschiedliche Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit,
verschiedene Lebenskontexte und Lerndispositionen. Darauf muss die Schule Rücksicht
nehmen! Ein Teil des allgemeinbildenden Auftrags der Hauptschule ist außerdem die
Einführung in die Berufswelt. Ein Großteil der Schüler geht nach der Schule sofort in
die Berufsausbildung. Die Hauptschule vermittelt durch ihre praktischen Fächer, durch
Betriebserkundungen und Betriebspraktika ihren Schülern die notwendigen Erfahrungen für
die Berufsentscheidung. Am
hauswirtschaftlich-sozialen Bereich sollen Ansätze des praktischen Lernens aufgezeigt
werden.
Die Intention des Faches legt es nahe, persönliche
Interessen und Einstellungen der Schüler zu einzelnen Lernbereichen zu thematisieren und
zur Grundlage des Unterrichts zu machen, Vorerfahrungen der Schüler zusammenzutragen und
zu ordnen und vor allem theoretische Überlegungen grundsätzlich mit praktischem Handeln
zu verknüpfen.
Als allgemeines Prinzip in der Anordnung oder Abfolge
eines Lehrstoffes läßt sich also formulieren:
Optimal ist ein Lehrmaterial angeordnet, wenn der
handelnde Umgang gewährt wird, danach anschauliche Symbolisierungen angeregt werden und
schließlich die begriffliche Fixierung gefördert wird." (Skowronek)
Beim praktischen Lernen ist auf jeden Fall eine
Mitplanungsmöglichkeit für die Schüler zu schaffen. Diese Mitplanung im Unterricht
schließt immer eine Mitverantwortung ein. Dazu ist eine besondere Einstellung unserer
Hauptschüler zum Unterricht und zur Schule erforderlich.
Einige praktische Beispiele aus dem hauswirtschaftlichen
Bereich sollen dies verdeutlichen:
-
Die Schüler planen die Arbeitsaufgabe oder sind zumindest
aktiv an der Planung des Gerichtes beteiligt.
-
Sie beschaffen selbständig die notwendigen Lebensmittel
(Einkaufszettel, Einkauf mit Preisvergleich, Kochgeldabrechnung).
-
Sie führen die einzelnen Arbeitsschritte möglichst
selbständig aus.
-
Sie bewerten Geschmack und Aussehen der Gerichte in den
einzelnen Arbeitsgruppen.
-
Sie korrigieren, falls notwendig, falsche Arbeitsschritte.
-
Sie wählen selbständig unterrichtliche Informationen aus
und tauschen sie untereinander aus, falls nötig, mit Hilfe der Lehrerin.
-
Arbeitsmittel und Lösungsstrategien werden von den
Schülern (mit-)bestimmt.
Eine dadurch erfolgreich bewältigte Situation prägt sich
am ehesten ein und bietet den stärksten Anreiz für das Lernen. Diese Erkenntnis sollte
zumindest in kleinen Schritten zum praktischen Lernen anregen. Praktische Fächer wie
Hauswirtschaft bieten vielfältige Ansatzpunkte, die praktisches Lernen ermöglichen und
beginnen lassen.
Margot Gerbing |