EHLHEIM

1. NAME UND ENTSTEHUNG DES ORTES

Der von jeher nach Dittenheim eingepfarrte Weiler Ehlheim zählt schon einmal bis zu 140 Einwohner. Vor dem 2. Weltkrieg waren es etwa 90. Es liegt 3,4 km von Dittenheim entfernt, unmittelbar an der Bahnlinie Gunzenhausen - Treuchtlingen. Die Gemeindeflur gehört zu den fruchtbarsten Teilen des Altmühltales.

Der Name Ehlheim scheint auf eine fränkische Gründung zurückzugehen, worauf die Endsilbe "-heim" schließen läßt. Dem ist hier aber nicht so. Vielmehr ist Ehlheim ein unechter Heimname, der im Mittelalter Awlin geschrieben wurde. Es bedeutet dieser Name entweder Feuchte Aue (Awel = Aue und eul = feucht) oder kleine Aue. 1346 finden wir Aulin, 1419 Ewlin, 1489 Elen, im 16. Jahrhundert Ehelein, dann Ehla und endlich nach dem 30jährigen Krieg Ehlheim geschrieben.

Über die Entstehung des Ortes gibt es eine uralte, mündliche Überlieferung: Es seien in der Zeit, in der das Altmühltal noch herrenloses Land war, zwei Brüder gewesen, die sich dort, wo jetzt Ehlheim steht, niederließen. Sie hatten 2 Söhne und als sie alt wurden, teilen sie ihr besiedeltes Land an sie, so dass es jetzt 4 Höfe waren. Es sind das die jetzigen beiden halben Meierhöfe, Haus Nr. 1 und 2 und die beiden Halbhöfe Haus Nr. 3 und 4. Diese vier ließen niemanden in ihrer Nachbarschaft siedeln. Daher gab es bis zum 30?jährigen Krieg nur diese 4 Höfe. Im Laufe der Zeit zogen dennoch weitere Siedler zu, bis es schließlich 14 waren. Diese 14 hielten sich bis zum Jahr 1910. Dann entstanden weitere Höfe, derer es z.Zt. (zu Zeit der Verfassung der Chronik) 17 sind.

Solche uralte Überlieferungen haben sehr häufig einen wahren Grund. dass wir hier nicht zu der Annahme einer grundlosen Sage berechtigt sind, geht aus der sonst unverständlichen Hausnummerierung hervor, denn Haus Nr. 1 ist nicht wie anderswo das erste Haus an der Straße, sondern es steht mitten unter den anderen. Der ehemalige Maierhof wurde in 2 Teile geteilt (Haus Nr. 1 und 2), während der Hof Haus Nr. 3 in 2 Halbhöfe geteilt wurde (Haus Nr. 3 und 4).

1.1. ZUR GESCHICHTE VON EHLHEIM

Eine Urkunde von 1419 berichtet, dass dem Ritter Arnold von Seckendorf von seinen Vettern das diesen gehörende Fischwasser zu Ewlen an der Altmühl überlassen werde.

1540 wurde zwischen dem Kloster Heidenheim und der Gemeinde Ehelein wegen eines Klosterdarlehens daselbst ein Vertrag geschlossen.

1732 gehörten 5 Höfe dem Klosterverwalteramt Heidenheim, je 1 dem Kastenamt Hohentrüdingen, dem Klosterverwalteramt Auhausen, dem Richteramt Wettelsheim, dem deutschen Orden in Ellingen, Oettingen-Spielberg und Pappenheim.

Die Gemeindeherrschaft gehörte dem Klosterverwalteramt Heidenheim, die hochfraischliche Obrigkeit dem markgräflichen Oberamt in Gunzenhausen. Der Kirchweihschutz (Ehlheim hatte damals seine eigene Kirchweihe!) wechselte zwischen dem Oberamt Hohentrüdingen und Gunzenhausen. 1791 waren 8 Höfe markgräflich, je 1 gehörte dem Marschall von Pappenheim, dem deutschen Orden in Ellingen, dem Richteramt Wettelsheim und dem Fürsten von Oettingen-Spielberg.

1876 wurde ein Ortsführer mit 6 M Entlohnung aufgestellt. Ihre Namen sind:
  • 1876-86    Mich. Tröster
  • 1886-92    Mich. Minnameyer mit 15 M Entlohnung
  • 1893-99    Christ. Zeh
  • 1900-06    Wilh. Katheder
  • 1907-13    Georg Hagenheimer
  • 1914-20    Leonh. Göttler
  • 1920-23    Karl Minnameyer
  • 1924-45    Wilh. Pfahler
  • 1946-        Friedr. Wagner
  • EHLHEIM IN KRIEGSZEITEN

    Wie die 4 Höfe den 30?jährigen Krieg überstanden, ist nicht überliefert. Es wird ihnen auch nicht besser ergangen sein als den Nachbarorten. Nach dem Krieg treten österreichische Exulanten als Siedler auf, z.B. Katheder, Herzog, Minnameyer, Reuter, Haas. Sie vermehrten die Höfe bis auf 14.

    Stets wird die Großzügigkeit der Bewohner von Ehlheim gerühmt. Sie beteiligten sich nicht nur an den kirchlichen, sondern auch an öffentlichen Sammlungen in Kriegszeiten in erfreulicher Weise. 1866 wurden 1 Schaff 2 Metzen Getreide für die vom Krieg betroffenen Gemeinden in Unterfranken gespendet. Am 11. August 1870 betrug eine Sammlung 27 fl. und Naturalgaben. Desgleichen wurden die zahlreichen Sammlungen während der beiden Weltkriege in hervorragendem Maße von Ehlheim bedacht.

    Zu den Opfern des 1. Weltkrieges, deren Teilnehmer in der Gemeindechronik desselben aufgeführt sind, gehörten aus Ehlheim der Seilermeister Ernst Späth, der in Rußland bei Bukowin fiel, und der Schweinehändler Karl Bauer, der am 08. November 1915 durch einen Sturz in der Kaserne zu Ingolstadt ums Leben kam, während Adam Herzog vermißt ist.

    Im 2. Weltkrieg fiel der Kriegsfreiwillige Fritz Bauer. Vermißt sind Wilh. Kirsch und Karl Kipfmüller, der bei Stalingrad war und Friedr. Späth.

    Vor dem Einmarsch der Amerikaner am 23. April 1945 wurden in sinnloser Weise sämtliche Eisenbahnbrücken und die Altmühlbrücke gesprengt. Die letztere wurde erst im Jahre 19.. wiederhergestellt. Hunderte von Dachziegeln und viele Fensterscheiben gingen in Trümmer.

    Am 01. März 1945 wurde ein Bahnzug von Fliegern beschossen. Es gab 3 Tote und 3 Verletzte.

    KIRCHE UND SCHULE

    Schon im Mittelalter besaß Ehlheim eine Kapelle mit einem Turm. Die Gottesdienste wurden von Dittenheim aus abgehalten. Die Kapelle war mit zahlreichen Jahrtagen und Messen ausgestattet. Im Visitationsbericht von 1568 heißt es: "Die Heiligenpfleger von Wachenhofen und Ehlheim sind nach Ehlheim zu geben schuldig 1/2 fl. Weil aber weder Messen noch Jahrtage mehr gehalten werden und dieser halbe fl. dafür bestimmt war, haben sie schon seit 9 Jahren nichts mehr bezahlt." Der Heilige hatte auch eine Kuh, die 1566 dem Mich. Lappolt (oder Goppelt?) von Meinheim verliehen war. Nun ist die Kuh tot und der Lappold will nichts bezahlen. Die Kapellenstiftung besaß auch 2 Immerkühe oder ewige Kühe, die man auch eiserne Kühe nannte. Sie wurden ebenfalls gegen Entgelt ausgeliehen.

    Mit der Einführung der Reformation hörten Messen und Jahrtage auf. Aber 1548 wußte der Bischof von Augsburg das sog. Interim in Ehlheim durchzusetzen. Dieses verlangte die Unterwerfung der Evangelischen unter die Ordnungen und Verfassung der römischen Kirche gegen etliche Zugeständnisse, wie die Feier des Sakraments nach der Einsetzung Christi oder die Priesterehe. Dittenheim war schon 1531 evangelisch geworden, so dass diese Messen wohl von einem benachbarten Pappenheimer Pfarrer gelesen wurde (Alesheim oder Wachstein). Erst 1559 wurde Ehlheim definitiv evangelisch.

    Die Glocke auf dem Türmlein hat eine interessante Geschichte. 1917 mußte sie für Heereszwecke abgenommen werden. Da sie schmerzlich vermißt wurde, beschlossen die Ehlheimer Bürger, eine neue ebenso große wie die alte anzuschaffen. Sie hängt heute noch auf dem Turm und trägt die Namen der Stifter. Es wird um 12:00 Uhr und zum Abendgebet geläutet, außerdem am Sonntag morgen, eine Stunde vor dem Gottesdienst in Dittenheim zum.

    Es erfolgte im Sommer 1947 aus Blankenese bei Hamburg die Anfrage, ob eine seit 30 Jahren in einem Schuppen lagernde Glocke mit der Aufschrift 'Ehlheim" der Pfarrgemeinde gehöre. Es wurde Ton und Größe mitgeteilt, worauf die Glocke wiederkehrte. So hatte jetzt die Kirche von Ehlheim 2 gleich große Glocken. Daher verwendete sich der Verfasser dafür, daß die Glocke der ihm persönlich wohlbekannten Diasporagemeinde Enslwang i. Opf. für ihre neue Kirche zugeteiltt würde. Zu seiner Freude waren alle Bürger von Ehlheim damit einverstanden und die Glocke konnte unter seiner persönlichen Teilnahme feierlich eingeweiht werden. Aber sie sollte noch einmal wandern müssen. Im Oktober 1951 besetzten die Amerikaner das Gebiet um Enslwang zur Vergrößerung ihres Truppenübungsplatzes, so dass die dortigen Einwohner evakuiert werden mußten. Da sie die Glocke nicht mitnehmen konnten und in alle Winde verstreut waren, wurde sie der Nachbargemeinde Parsberg als Geschenk für ihre im November 1951 eingeweihte Kirche übergeben. So tut sie nun dort ihren Dienst wie einst in Ehlheim.

    1579 fiel die Kapelle ein, wurde aber alsbald wiederaufgebaut. Zwischenzeitlich war die Kapelle wieder so ruinös, dass es durch ein Kühl-, Maschinen- und Feuerwehrhaus ersetzt wurde. Das malerische Türmchen blieb nicht erhalten. An seiner Stelle steht jetzt der Glockenturm, der gleichzeitig von der Feuerwehr als Schlauchtrockenturm genutzt wird.

    Nachdem die Kirche profaniert war, benutzte man sie als Schullokal. Die Wohnung des Schulmeisters schloß sich an und westlich davon lag der ziemlich umfangreiche Schulgarten. Der älteste bekannte Schulmeister war Wilh. Hauff, 1716 - 27. 1749 beschwerte sich der Schulmeister Lorenz Albrecht von Dittenheim, daß die Bauern von Ehlheim mit ihren 14 Familien um des bösen Winters und um der Zärtlichkeit ihrer Kinder willen sich einen eigenen Schulmeister hielten und ihn so um das ihm zustehende Schulgeld brächten. Er bat, daß der von der markgräflichen Herrschaft nicht approbierte Schulmeister abgeschafft werde und die Kinder wieder nach Dittenheim zur Schule gehen sollten. Das geschah zwar, aber es dauerte nicht lange, denn schon 1751 hören wir von einem neuen Ehlheimer Schulmeister namens Schäfer. Er war bis 1767 hier. Ihm folgte der Schuhmacher Georg Spitzbarth und diesem Matth. Bühler. Der Protest hatte also nicht lange gefruchtet. 1863 wurde die Schule von Ehlheim wegen zu geringer Zahl von der Regierung definitiv aufgehoben.

    Noch einmal gab es eine Bewegung, wieder eine eigene Schule zu bekommen. Um 1900 wurde ein Schulfonds zu sammeln begonnen, der 1.600 M betrug. Es wurde aber ein diesbezüglicher Antrag von der Regierung abgelehnt, ebenso der Versuch, in Wachenhofen zusammen mit Ehlheim eine Schule zu errichten, der 1919 gemacht wurde.

    Quelle: Chronik Dittenheim